Die Zeit zwischen den Jahren ist eine gute Gelegenheit, um zurückzublicken und zu schauen, wie sich Padel 2023 in Deutschland im Ganzen (und Münster im Speziellen) entwickelt hat.

Anzahl Padel-Courts in Deutschland

Aktuell (Ende 2023) gibt es 452 Padel-Courts in Deutschland, darunter 36 Single-Courts (mit einer Breite von sechs Metern statt regulären zehn Metern). Die Courts verteilen sich auf insgesamt 181 Standorte. 256 Courts befinden sich unter freiem Himmel, die übrigen 196 sind überdacht.

Bis auf Mecklenburg-Vorpommern kann mittlerweile in jedem Bundesland Padel gespielt werden. Die mit Abstand meisten Padelplätze stehen in Nordrhein-Westfalen (149). Dahinter folgen Baden-Württemberg (73) und Bayern (64).

Bezogen auf die Anzahl der Einwohner ist die Dichte an Plätzen in den Stadtstaaten Hamburg (19 Courts auf 1 Million Einwohner) und Bremen (11,7 Courts) am höchsten – das ist wenig überraschend. Interessant ist jedoch, dass Berlin (6,1) in dieser Rangliste erst nach NRW (8,2) und Baden-Württemberg (6,5) auf Platz fünf zu finden ist. Allgemein ist bezüglich der Verbreitung von Padel in Deutschland ein West-Ost-Gefälle zu erkennen.

Die größte Padelanlage Deutschlands mit insgesamt 16 Padel-Courts (davon 6 Single-Courts) auf über 5000 Quadratmetern steht in Hamburg und wird unter dem Namen Hanse Padel betrieben. Der ursprüngliche Betreiber der Halle, We Are Padel (WAP), hatte die Anlage im März 2023 nach weniger als einem Dreivierteljahr aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben. Dennoch ist WAP weiterhin einer der größten Betreiber von Padelanlagen in Deutschland.

Historische Entwicklung

Anfang 2023 lag die Zahl der Padelplätze bei 280. Seitdem sind 172 neue Courts entstanden – die Gesamtzahl hat sich also in diesem Jahr um über 60 Prozent erhöht. Allein in den letzten zwei Jahren hat sich die Zahl der Courts mehr als verdreifacht.

Sieben Padelstandorte wurden übrigens im Laufe der Zeit wieder geschlossen, unter anderem die Zuckerfabrik Sport Factory in Halberstadt (Sachsen-Anhalt) und Padel Chiemgau, wo ab 2002 und 2003 die ersten beiden (und viele Jahre einzigen) Padelplätze Deutschlands standen.

Europäischer Vergleich

Die Referenz in Sachen Padel ist und bleibt Spanien mit geschätzten 15.000 Padelplätzen. Das ist mehr als das 33-fache der Anzahl an Courts in Deutschland, obwohl Deutschland fast die doppelte Einwohnerzahl hat. Wie groß das noch unausgeschöpfte Potenzial in Deutschland ist, zeigt der Vergleich mit unseren kleinen Nachbarländern Niederlande und Belgien, die zusammengerechnet über ca. 3.300 Padel-Courts verfügen. Insgesamt landet Deutschland bei der Anzahl an Courts in Europa derzeit nur auf dem zehnten Rang.

Platzmieten

Im Durchschnitt liegt in Deutschland die Platzmiete zur Hauptzeit, also abends und an den Wochenenden, bei 28,14€ pro Stunde. Für Indoor-Courts werden durchschnittlich 31,90€ pro Stunde fällig, für Outdoor-Courts 26,00€. In den späten Stunden erheben einige Anbieter von Outdoor-Courts zusätzlich noch Lichtgeld.

Im europäischen Vergleich bewegen sich die deutschen Preise etwa im Mittelfeld. Laut Global Padel Report von Playtomic und Monitor Deloitte aus dem Jahr 2022 (mit Daten aus 2021) ist die durchschnittliche Platzmiete in den skandinavischen Ländern am höchsten (Schweden: 40€/Stunde, Norwegen: 32€, Finnland: 31€, Dänemark: 28€) und in Portugal und Spanien am niedrigsten (Spanien: 15€, Portugal: 18€).

Buchungssysteme

Auffällig für den deutschen Markt ist die große Anzahl unterschiedlicher Buchungssysteme. Während es in anderen Ländern klare Marktführer gibt (beispielsweise Playtomic in Spanien und Italien, MATCHi in Schweden oder AirCourts in Portugal), kocht in Deutschland gefühlt jeder Padelanbieter sein eigenes Süppchen. Viele Tennisvereine setzen dabei auf ihre bereits für die Tennisplätze vorhandenen Buchungssysteme, wie etwa eBuSy, BOOKANDPLAY und tennis04.

Dennoch scheint sich auch in Deutschland der internationale Marktführer Playtomic immer mehr durchzusetzen. Nutzer schätzen an Playtomic insbesondere die Community-Funktionen, mit denen sie standortübergreifend bequem Mitspieler, offene Matches oder Events passend zur eigenen Spielstärke finden können.

Platzbauer

Es ist leider nicht ganz einfach herauszufinden, welcher Anbieter und Hersteller welche Plätze in Deutschland im Detail errichtet hat. Aus den verfügbaren Informationen lässt sich jedoch erahnen, dass The Court Company und Padello in Deutschland Marktführer beim Bau von Padelplätzen sind.

Öffentliche Wahrnehmung

Einen Eindruck vom generellen Interesse an Padel in Deutschland kann Google Trends liefern. Demnach hat sich das Suchinteresse von Jahr zu Jahr deutlich gesteigert. Der Höhepunkt wurde Ende September 2023 erreicht, als die World Padel Tour in Düsseldorf zu Gast war und dieses Turnier auch auf SPORT1 im Free-TV übertragen wurde. Nach dem Turnier ging das Google-Suchaufkommen zwar etwas zurück, verblieb jedoch weiterhin auf einem höheren Niveau als 2022.

Allgemein nimmt Padel in TV-, Print- und Online-Medien immer mehr Platz ein. Über Google News finden sich beispielsweise für 2023 mehr als 300 deutschsprachige Artikel zum Thema Padel, darunter auch Beiträge von FAZ und Die Welt.

Ausblick 2024

Das Knacken der Marke von 600 Padel-Courts ist für 2024 absolut realistisch und wohl eher eine konservative Prognose. Dutzende Tennis- und Hockeyvereine haben bereits konkrete Pläne für die Errichtung neuer Plätze oder sind sogar schon mit dem Bau gestartet. Das Thema Padel wird in 2024 sicherlich bei jedem Tennisverein in Deutschland zumindest kurz einmal auf den Tisch kommen, nicht zuletzt aufgrund des zunehmenden Padel-Engagements des Deutschen Tennis Bundes (DTB) und seiner untergeordneten Verbände. Der DTB wird in 2024 zudem erstmals die Ausrichtung der German Padel Tour (GPT) übernehmen und damit die Professionalisierung und Bekanntheit von Padel in Deutschland weiter vorantreiben.

Ein Treiber für Padel wird vermutlich auch weiterhin „König Fußball“ sein. Nicht erst seit der Panne beim Sender Sky, als während der Übertragung eines Bundesligaspiels versehentlich ein Padel-Werbespot für die WPT eingespielt wurde, sollten die meisten Fußballinteressierten einmal mit Padel in Berührung gekommen sein. Viele aktuelle und ehemalige Profi-Fußballer spielen in ihrer Freizeit fleißig Padel und posten Eindrücke davon in den sozialen Medien. Zudem haben vier Bundesligisten (Bayern München, Hamburger SV, TSG Hoffenheim und RB Leipzig) bereits eigene Padel-Courts auf ihren Trainingsanlagen errichtet.

Spannend wird die weitere Entwicklung der kommerziellen Padelanlagenbetreiber mit mehreren Standorten. PadelCity plant laut eigener Website kurzfristig die Eröffnung von vier neuen Standorten in Marburg, Berlin, Frankfurt und Neufahrn bei Freising. Bei We Are Padel ist demnächst mit neuen Anlagen in Essen und Koblenz zu rechnen.

Wenn man dem Global Padel Report 2023 Glauben schenken darf, befindet sich die Entwicklung von Padel in Deutschland erst im Anfangsstadium und ist von einer Boomphase mit explosivem Wachstum noch ein ganzes Stück entfernt.

Es bleibt abzuwarten, ob eine solche Boomphase wie in Schweden während der Corona-Pandemie 2020 und 2021 tatsächlich auch in Deutschland eintreten wird. Vermutlich ist jedoch ein stetiges Wachstum, wie es aktuell zu verzeichnen ist, die gesündere und nachhaltigere Entwicklung.

Padel in Münster

Zum Abschluss folgt noch ein kurzer Blick auf die Entwicklung von Padel in Münster. Anfang 2023 gab es in Münster lediglich einen einzigen Court (errichtet im Jahr 2017) in der Soccer-Halle Rummenigge. Mittlerweile hat sich die Gesamtzahl auf acht erhöht, und ein weiterer Court befindet sich im Bau und wird Anfang 2024 fertiggestellt.

Seit Mai 2023 steht beim TC Union an der Steinfurter Straße der erste Outdoor-Court Münsters. Die anfängliche Freude darüber wurde jedoch schnell dadurch geschmälert, dass der Boden des Platzes enorme Unebenheiten aufwies, die ein reguläres Spielen nur schwer zuließen. Nach zwei Guthaben wurde klar, dass nur ein vollständiger Abriss des Betonbodens die Baumängel beheben konnte. Dieser Abriss ist mittlerweile erfolgt. Im neuen Jahr bei besserem Wetter sollen nun ein komplett neues Fundament (aus Schaumbeton von der niederländischen Firma SuperSub) aufgetragen und ein neuer Teppich verlegt werden.

Besser lief es für die von We Are Padel übernommene Soccer-Halle. Hier wurde Mitte des Jahres der bestehende Court durch fünf weitere (davon 2 Single-Courts) ergänzt. Trotz wenig bis gar keiner Werbung sind die Plätze scheinbar sehr gut ausgebucht.

In kurzer Zeit hat sich ein Ligasystem mit drei Spielklassen etabliert, und auch einige Americano-Turniere wurden bereits veranstaltet. Zudem bietet die Soccer-Halle an zwei Tagen in der Woche Trainingsmöglichkeiten an.

Seit August 2023 steht auf dem Campus des Hochschulsports am Horstmarer Landweg ein weiterer Outdoor-Court. Nicht zuletzt durch den günstigen Preis – eine für Studierende lediglich 20 Euro teure Padel-Card ermöglicht ein Flatrate-Spielen über mehrere Monate – hat sich der Platz direkt großer Beliebtheit erfreut. Von Oktober bis November wurden auch bereits erste Padel-Kurse vom Hochschulsport angeboten.

Ursprünglich bereits im August 2023 sollte ein Outdoor-Court auf der Anlage des THC Münster eröffnet werden. Durch Verzögerungen beim Bau ist mit einer Fertigstellung nun nicht mehr vor dem Frühjahr 2024 zu rechnen.